Nahost-Konflikt: Ist die Straße von Hormus ein möglicher Katalysator für ein „Black Swan“-Ereignis?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach den gezielten Militärschlägen zwischen den USA und dem Iran stehen die Zeichen vorerst auf Entspannung. Beide Regierungen kündigten an, den Konflikt zunächst auf politischer Ebene führen zu wollen. Die Lage im Irak blieb angespannt: Am späten Mittwochabend schlugen in der hoch gesicherten Grünen Zone in Bagdad, in der sich die US-Botschaft befindet, erneut zwei Raketen des Typs Katjuscha ein. Solche Angriffe werden oft örtlichen Milizen zugeschrieben, von denen manche auch vom Iran unterstützt werden.

Die Straße von Hormus ist ein zentraler geographischer Punkt für die Weltwirtschaft

Die Spannungen zwischen dem Iran und den USA machen die Märkte aus vielen Gründen nervös. Eine Eskalation des Konflikts könnte zu einem Krieg führen – mit weitreichenden Folgen für die gesamte Region und Wellenbewegungen nach Europa und der restlichen Welt. Besonders für die Öl-Märkte spielt die Region eine entscheidende Rolle und damit auch für die gesamte Wirtschaft, da Öl einer der Haupt-Motoren der Wirtschaft ist – ohne den Rohstoff funktioniert wenig.












Foto: tunasalmon / Shutterstock.com

Die Straße von Hormus liegt auf einer der wichtigsten Öltransportrouten überhaupt. Auf ihr fahren Öl-Tanker in alle Teile der Welt, um Rohöl zu exportieren, insgesamt ein Viertel der Weltölproduktion wird durch sie transportiert – Jeden Tag schippern laut Angaben der US-amerikanischen Energieinformationsbehörde 21 Millionen Barrel über die Wasserstraße. Das sind beim derzeitigen Öl-Preis von 60 Dollar etwa 1,26 Milliarden Dollar täglich.

Dazu existieren als internationale Schiffsrouten zwei jeweils 3 Kilometer breite und 35 Kilometer lange „virtuelle Boxen“ für den ein- und den ausgehenden Verkehr, denn – die Straße ist ein Nadelöhr, welches an seiner engsten Stelle nur 34 km breit ist. Und das ist auch die große Gefahr, denn dadurch würde es dem Iran nicht schwer fallen, die Straße zu blockieren und die Welt somit von einem großen Teil ihres Öl-Bedarfs abzuschneiden.

In der Meerenge könnte alles zusammen kommen

Dieser Umstand macht die Straße von Hormus aus Sicht der Analysten von S&P Global zu einem möglichen Katalysator für ein sogenanntes „Black Swan Ereignis“. Dies  ist eine Metapher, die ein Ereignis beschreibt, das überraschend ist, eine große Wirkung hat und im Nachhinein oft unangemessen rationalisiert wird. Ein Beispiel wäre die Immobilien-Blase und die einhergehenden Suprime-Kredite, die 2007 in den USA zur letzten großen Finanzkrise geführt haben.

„Der Markt ist extrem gefährdet, wenn der Schiffsverkehr in der Straße von Hormuz gestört wird“, sagte Dave Ernsberger, der weltweite Leiter der Rohstoffpreisfestsetzung des Unternehmens, am Donnerstag gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC. „Wenn sich die Lage weiter erhitzt und jemand beginnt, diesen Verkehr zu stören, ist dies eine Art Ereignis, das die Märkte in eine Panik versetzen kann, die wir seit 10 oder 15 Jahren nicht mehr gesehen haben“, sagte Ernsberger. Experten gehen von einem möglichen Anstieg des Öl-Preises auf über 100 Dollar aus, wenn der Iran die Meerenge blockieren würde.

Für den Ölmarkt sei die Entwicklung der Lage im Nahen Osten nun entscheidend, sagt auch Ifo-Präsident Clemens Fuest. Im Falle einer weiteren Eskalation könnte es nach seiner Einschätzung zu einer „längeren Unterbrechung der Ölexporte aus der Region am Persischen Golf“ kommen. „Da dort rund ein Fünftel des weltweiten Ölangebots herkommt, würde das zu einem deutlichen Ölpreisanstieg führen, mit negativen Folgen für die europäische und deutsche Konjunktur.“

Wie wird der Iran sich weiter verhalten?

US-Vizepräsident Mike Pence geht davon aus, dass der Iran den Konflikt nicht weiter anheizen will. Es gebe einige ermutigende Geheimdienstinformationen, nach denen Teheran Botschaften an ihre verbündeten Milizen schicke, sich nicht gegen amerikanische Ziele oder Zivilisten zu wenden. „Und wir hoffen, dass diese Botschaft zu einem Echo führt“, sagte Pence am Mittwoch (Ortszeit) CBS News.

Er glaube, „dass wir heute sicherer sind“ als vor der Tötung des iranischen Top-Generals Ghassem Soleimani. „Wir streben keinen Regimewechsel im Iran an, aber wir wollen, dass das Regime sein Verhalten ändert.“ Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump moderatere Töne angeschlagen und zwar neue Wirtschaftssanktionen gegen den Iran angekündigt, aber keine weiteren Militärschläge.

Irans Verteidigungsminister Ami Hatami erklärte am Donnerstag, sein Land wolle die USA mit politischen Mitteln aus dem Mittleren Osten vertreiben. Ein weiterer Militärschlag sei aber nicht ausgeschlossen. „Unser nächster Schritt wird davon abhängen, welche Schritte die andere Seite unternehmen wird“, sagte Hatami in einem auf Twitter verbreiteten Video-Interview am Donnerstag.

Vorerst brechen die Öl-Preise nicht nach oben aus

Die Ölpreise sind am Donnerstag leicht gestiegen und haben damit die starken Verluste vom Vortag vorerst gestoppt. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 65,77 US-Dollar. Das sind 33 Cent mehr als am Vorabend. Der Preis für US-Rohöl der Sorte WTI stieg um 30 Cent auf 59,91 Dollar. Mittlerweile liegen der US-Ölpreis und der Preis für Nordsee-Öl wieder jeweils auf dem Niveau, das sie vor der gezielten Tötung eines ranghohen iranischen Generals durch das US-Militär in der vergangenen Woche hatten.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Kapustin Igor / Shutterstock.com

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