So erkennen Sie frühzeitig, wann Gold wieder steigen wird
So mancher Gold-Fans versteht die Welt nicht mehr. Denn das Edelmetall gilt eigentlich als exzellenter Krisenschutz, und sollte deshalb von den steigenden geopolitischen Unsicherheiten rund um den Globus profitieren. Aber der Goldpreis zeigt seit Monaten eine ausgeprägte Abwärtstendenz, obwohl sich der Handelsstreit zwischen der USA mit China und mit Europa immer mehr zugespitzt hat und auch sonst kein Mangel an Krisen herrscht.
Dabei verrät ein Blick in die Vergangenheit genau, welche Voraussetzung erfüllt sein muss, damit der Goldpreis wieder steigt. Gold ist vor allem dann als Anlageform attraktiv, wenn andere Anlageklassen real (also inflationsbereinigt) keine Rendite mehr abwerfen oder wenn die reale Rendite zurückgeht. Das zeigt der Blick in die Vergangenheit ganz deutlich.
So war der Bullenmarkt bei Gold, der im Jahr 2011 endete, vor allem von sinkenden Realzinsen geprägt. Das zeigt der folgende Chart, in dem die Rendite inflationsgeschützter US-Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren abgebildet ist. Diese Rendite kann näherungsweise als Realzins mit zehnjähriger Laufzeit interpretiert werden.
Wie der Chart zeigt, sanken die Realzinsen zwar auch nach 2011 noch weiter und rutschten erst 2012 und 2013 deutlich in den negativen Bereich. Allerdings hielt sich auch in dieser Phase der Goldpreis noch recht stabil in der Nähe des 2011 erreichten Rekordhochs. Erst 2013 stürzte der Goldpreis richtig ab und die Realzinsen schossen in die Höhe.
Der Goldpreis in der langfristigen Entwicklung
Der Mechanismus, warum sinkende Realzinsen den Goldpreis beflügeln, ist einfach zu verstehen: Anders als etwa Aktien, Anleihen und Immobilien ist Gold kein renditetragender Vermögenswert und wirft keine Dividenden, Zinsen oder Mieteinnahmen ab. Wer heute ein Gramm Gold erwirbt, wird auch in 100 Jahren nur ein Gramm Gold besitzen. Nur die Tatsache, dass Gold langfristig als relativ wertstabil gilt, spricht überhaupt für Gold als Anlageform.
Sind die Realzinsen hoch, können Anleger mit verzinslichen Anlageformen viel Geld verdienen und machen deshalb einen großen Bogen um Gold. Gehen die Realzinsen allerdings zurück oder sind negativ, so wird Gold als Anlageform wieder attraktiver. Denn auch wenn Gold keine Rendite abwirft, so verspricht es wenigstens den Vermögenserhalt - auch in Zeiten hoher Inflation, niedriger Zinsen und krisenhafter Entwicklungen.
Aktuell liegen die Realzinsen zwar niedriger als noch während des Bullenmarktes bis 2011, doch entscheidender als das aktuelle Niveau ist die erwartete Entwicklung. Für die kommenden Jahre rechnen die meisten Beobachter tendenziell mit einem sich normalisieren Zinsniveau.
Fazit: Solange die Realzinsen nicht wieder deutlich sinken, dürfte auch der Goldpreis keine nennenswerte Aufwärtsdynamik entwickeln. Erst bei einem deutlichen Rückgang der Realzinsen, zum Beispiel weil die Inflation anzieht oder weil die US-Notenbank wegen einer neuen Krise den Leitzins wieder senken muss, könnten sich die Perspektiven für das Edelmetall wieder aufhellen.
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(© BörseGo AG 2018 - Autor: Harald Weygand, Head of Trading)