Kolumne von Heiko Böhmer 11.01.2025

Konjunktur 2025: Von Euphorie weit entfernt

Heiko Böhmer · Uhr
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Eine der wichtigsten Lehren aus 2024 ist: Konjunktur und Börse müssen nicht zusammenpassen. Anders ist es nicht zu erklären, dass bei einer stagnierenden Wirtschaft in Deutschland beispielsweise der Dax im Jahresverlauf um mehr als 20 Prozent zugelegt hat. Doch wie sieht es nun mit den Aussichten für 2025 aus? 

Jetzt liegen schon die ersten Konjunkturumfragen für das neue Jahr vor. Den Anfang macht traditionell die Sentix-Konjunkturindex-Umfrage. Die Überschrift bringt es dabei klar auf den Punkt: „Neues Jahr - alte Probleme“.

Tatsächlich droht in der Eurozone „der Konjunktur-Motor nachhaltig fest zu frieren.“ Das ist sicherlich nicht auf die derzeit kalte Witterung zurückzuführen, sondern auf die immer noch angespannte Konjunkturlage in der Eurozone und vor allen Dingen natürlich im wichtigsten Land der Eurozone in Deutschland.

Einen kleinen Lichtblick liefern immerhin die Konjunkturerwartungen bezogen auf die nächsten sechs Monate. Hier ist der Gesamtindex mit minus 17,6 Punkten nur leicht zurückgekommen. Schwach wird derzeit die konjunkturelle Lage mit minus 29,5 Punkten eingeschätzt - der niedrigste Wert seit Oktober 2022. Die Erwartungen an die Entwicklung in der Eurozone auf Sicht der kommenden sechs Monate haben sich zwar etwas verbessert, sind aber mit minus fünf Punkten noch immer negativ. 

Deutschland bremst weiterhin die Euro-Zone aus 

Immer heißt es dazu pointiert von den Experten von Sentix: „Wie ein Bleigewicht hängt die rezessive Konjunktur Deutschlands an der Eurozone. Aber auch vom Rest der globalen Wirtschaft kommen derzeit nur wenig Impulse. Zwar bleibt die US-Wirtschaft robust, aber ob sich die Trump-Euphorie in einem globalen Aufschwung verwandeln wird, muss mit Fragezeichen versehen werden. Aus Japan, Asien und Lateinamerika kommen leicht positive Signale, die aber noch nicht bis nach Euro Land ausstrahlen.“ 

In Deutschland wird auf Sicht der nächsten Wochen natürlich das Thema Politik in den Fokus rücken. Die Bundestagswahl am 23. Februar wirft schon jetzt ihre Schatten voraus - zumal das Thema Wirtschaft tatsächlich eine zentrale Bedeutung haben wird.“ 

Wie kann Deutschland wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden? Das ist eine der zentralen Fragen des Wahlkampfs in den kommenden Wochen. Welche Partei hier mit den besten Antworten die Wähler überzeugen kann, ist derzeit noch nicht absehbar. Erste Umfragen des neuen Jahres zeigen aber weiterhin den klaren Vorsprung von CDU Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Die Lücke zum SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz bleibt weiter groß. 

Aufholpotenzial für Nebenwerte 

Im Übrigen hat das Börsenjahr 2024 ein durchaus spannendes Ergebnis geliefert. Während der Dax rund 20 Prozent zugelegt hat, brachten es die kleineren Unternehmen gemessen am MDax und SDax nur auf minimale Zuwächse. Die Schere zwischen den großen Börsenkonzernen und den kleineren Unternehmen aus der zweiten Reihe ging zuletzt weiter auseinander. Sollte also der Börsenmotor für den Dax ins Stocken geraten, bieten gerade deutsche Unternehmen aus der zweiten Reihe mit stabilen Geschäftsmodellen gute Aussichten auf Sicht der nächsten Jahre. 

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