Bundestagswahl 2025

Was die Parteien für Anleger planen

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Redaktionsleiter

Am 23. Februar ist Bundestagswahl. Wir haben für dich die Parteiprogramme der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien durchleuchtet und analysieren, was sie für Kapitalanlegerinnen - und -Anleger vor haben.

Quelle: pcperle/Shutterstock.com

Der Wahlkampf 2025 läuft auf Hochtouren. Die Debatte bestimmt spätestens seit der vergangenen Woche das Thema Migration. Andere wichtige Themen können da schnell aus dem Blick geraten. Wir haben deshalb einen Blick in die Parteiprogramme geworfen und analysieren, was die im Bundestag vertretenen Parteien dir in Sachen Börse in Aussicht stellen. Hier kommt der Überblick.

FDP: Weg mit dem Soli

Das mit Abstand dickste Paket für alle, die an der Börse anlegen, hat - kein Wunder - die FDP. Kernanliegen der Partei sind etwa die Abschaffung des Solidaritätszuschlags ("Soli") sowie die Förderung der Vorsorge mit Aktien. Im Einzelnen: 

Steuern und Soli

Obwohl der Soli bei der Einkommenssteuer für die meisten schon lange weggefallen ist, musst du auf Kursgewinne, Zinsen oder Dividenden immer noch Solidaritätszuschlag bezahlen: 5,5 Prozent der Kapitalertragsteuer von 25 Prozent gehen zusätzlich weg. In Summe zahlst du deswegen 26,375 Prozent plus etwaige Kirchensteuer auf deine Kapitalerträge. Die FDP will den Solidaritätszuschlag komplett abschaffen. 

Wegfallen soll auch die Verlustverrechnungs-Beschränkung bei der Abgeltungssteuer. Dahinter verbirgt sich Folgendes: Bisher kannst du Gewinne aus Aktienverkäufen nur mit Verlusten aus Aktiengeschäften verrechnen - eine Praxis, die das höchste deutsche Finanzgericht, der Bundesfinanzhof (BFH), schon 2020 für verfassungswidrig hielt.

Seither warten betroffene Anlegerinnen und Anleger auf ein Urteil des Bundesgerichtshof (BGH) in der Sache. Die FDP will dem vorgreifen und die umstrittene Regelung streichen.

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Eine andere Regelung, die die Verrechnung von Verlusten aus bestimmten Derivaten sowie wertlosen Wertpapieren beschränkt hat, hat die damalige Ampel-Koalition aus FDP, Grünen und SPD - ebenfalls nach einem entsprechenden BFH-Urteil - mit dem Jahressteuergesetz 2024 bereits zurückgenommen.

Private Altersvorsorge und Vermögensaufbau

Vor 2009 waren Kursgewinne etwa aus Aktien nach einem Jahr (der Spekulationsfrist) steuerfrei. Das will die FDP wieder ermöglichen. Offen ist in ihrem Programm allerdings, ob die Spekulationsfrist erneut ein Jahr betragen oder ob ein anderer Zeitraum maßgeblich sein soll. 

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Ein zentrales Anliegen der Freien Demokraten ist außerdem eine Aktienrente nach schwedischem Vorbild. Das bedeutet: Ein Teil deiner Rentenbeiträge soll in einen staatlich verwalteten Fonds fließen, der am Kapitalmarkt anlegt.

Die Partei plant weiterhin ein steuerlich gefördertes Altersvorsorgedepot. Bei dem sollen Kapitalerträge und Umschichtungen steuerfrei bleiben, solange sie reinvestiert werden. Das Projekt war in der gescheiterten Ampel-Koalition eigentlich schon ausgehandelt. Es sollte in diesem Jahr den Bundesrat passieren und ab 2026 in Kraft treten. Doch das Aus der Ampel im November hat das Projekt jäh gestoppt.

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Die FDP will außerdem ein steuerfreies „Aufstiegsvermögen“ einführen. Dabei sollst du nicht ausgeschöpfte Sparer-Freibeträge auf spätere Jahre übertragen können. Bisher kannst du den Freibetrag (oder Sparer-Pauschbetrag) immer nur im jeweiligen Jahr nutzen. Hast du beispielsweise dieses Jahr nur 500 Euro Kapitalerträge, bliebe dein Freibetrag im kommenden Jahr dennoch auf 1.000 Euro begrenzt.

Die FDP will den Freibetrag ("Sparer-Pauschbetrag") von derzeit 1.000 Euro pro Person und Jahr zudem einmalig deutlich erhöhen und dynamisieren, also regelmäßig anpassen.

Finanzmarktregulierung und Kryptowährungen

Die Finanzaufsicht Bafin soll nach dem Willen der Liberalen künftig ein erweitertes Aufgabenspektrum erhalten, um Krypto- und Fintech-Innovationen stärker zu unterstützen. Dazu gehört auch die Überprüfung der bestehenden Regulierung auf ihre Verhältnismäßigkeit.

Die Partei zeigt sich ebenso offen dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und die Deutsche Bundesbank Bitcoin und weitere Kryptowährungen als Währungsreserve halten. Die Partei will sich außerdem dafür einsetzen, Krypto-ETFs auch in Deutschland und Europa zuzulassen.

Grüne gegen Greenwashing, für Sozialabgaben

Im Wahlkampf für Wirbel gesorgt hat Bundeswirtschaftsminister und Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck mit dem Vorschlag, Sozialabgaben wie Kranken- oder Pflegeversicherungs-Beiträge auch auf Kapitalerträge zu erheben. Das soll nach Vorstellung der Grünen die Beitragssätze für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stabilisieren oder gar senken. Speziell die Krankenversicherung ist für viele von ihnen mit Beginn des neuen Jahres deutlich teurer geworden. 

Diskussionen gab es anschließend darüber, wer von den Plänen überhaupt betroffen sein sollte. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete im Januar, Grünen-Chef Felix Banaszak wolle Vermögen unterhalb einer Grenze von einer Million Euro davon ausnehmen. Hast du also weniger als eine Million im Depot, sollst du nach den Plänen der Grünen keine Sozialabgaben auf deine Kapitalerträge zahlen.

Die Grünen setzen sich außerdem dafür ein, dass die Bafin im Kampf gegen irreführende Finanzprodukte und sogenanntes "Greenwashing" eine stärkere Rolle einnimmt. Darunter ist im Zusammenhang mit Finanzprodukten zu verstehen, dass Anlagen als nachhaltiger verkauft werden, als sie eigentlich sind. Dafür will die Partei Mindeststandards für nachhaltige Finanzprodukte einführen.

Die Grünen schreiben im Wahlprogramm weiter, dass sie Steuergerechtigkeit anstreben - insbesondere bei der Besteuerung von Kapital- und Arbeitseinkommen.

Das könnte etwa bedeuten, dass du Kapitalerträge nicht mehr wie aktuell pauschal mit einem Satz von 25 Prozent versteuern musst, sondern nach deinem persönlichen Einkommenssteuersatz. So war es vor der Einführung der Abgeltungssteuer im Jahr 2009 schon mal.

Profitieren würdest du hier am ehesten, wenn du aktuell hohe Kapitalerträge erzielst, aber wenig Arbeitseinkommen. Umgekehrt wäre es für Gutverdiener, die einen hohen persönlichen Einkommenssteuer-Satz haben, ein Nachteil, wenn sie mit diesem Satz auch ihr Kapitaleinkommen versteuern müssten.

CDU/CSU: Zehn Euro im Monat für jedes Kind

Die Union plant wie die FDP, den Solidaritätszuschlag komplett abzuschaffen. Davon würden auch Anlegerinnen und Anleger profitieren, weil die im Moment (im Gegensatz zu den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern) den Solidaritätszuschlag noch bezahlen (siehe FDP).

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Aufsehen erregte auch der Plan, jungen Menschen von sechs bis 18 Jahren monatlich zehn Euro in ein kapitalgedecktes Altersvorsorge-Depot einzuzahlen, das bis zum Renteneintritt steuerfrei bleiben soll. Ab der Volljährigkeit soll der staatlich finanzierte Sockelbetrag dann weiter durch private Einzahlungen ausgebaut werden können. 

Mehr Freiheit bei Kapitalerhöhungen

Die Regulierung von Finanzprodukten soll nach dem Willen der CDU/CSU zudem "verbraucherfreundlicher und transparenter" gestaltet sein. Was das konkret bedeuten soll, lässt sie im Wahlprogramm allerdings offen.

Die Union will zudem das Aktienrecht "flexibilisieren" und schreibt dazu im Wahlprogramm: "Wir weiten die Möglichkeiten für Kapitalerhöhungen aus." Das könnte für Anleger durchaus relevant werden: Würde die Union die Regeln für Kapitalerhöhungen lockern, wäre das zwar für Unternehmen attraktiv - die Rechte von Aktionären allerdings könnten dadurch aufgeweicht werden.

SPD: Soli soll bleiben, neue Steuer kommen

Die SPD von Bundeskanzler Olaf Scholz zieht mit dem Plan in den Wahlkampf, den Solidaritätszuschlag in seiner jetzigen Form beizubehalten - er soll also weiter auch auf Kapitalerträge fällig werden. 

Einen echten Paradigmenwechsel wünscht sich die SPD dagegen bei der Besteuerung von Kapitalerträgen. Sie plant die Abschaffung der pauschalen Abgeltungssteuer von 25 Prozent. Stattdessen sollst du deine Kapitalerträge auch über den Einkommenssteuertarif versteuern. Hier ergibt sich eine mögliche Schnittmenge mit den Grünen.

Die Partei setzt sich außerdem dafür ein, eine Finanz-Transaktionssteuer einzuführen – idealerweise in Abstimmung mit europäischen Partnern. Die Idee gab es zu Zeiten, als Scholz Finanzminister einer großen Koalition war, schon einmal. Damals war geplant, dass du beim Kauf von Aktien 0,2 Prozent des Volumens abführen musst - wenn das entsprechende Unternehmen mehr als eine Milliarde Börsenwert hat. 

Machst du 20 solcher Geschäfte im Jahr bei einer durchschnittlichen Ordergröße von 2.000 Euro ergäben sich also zusätzliche jährliche Kosten von 80 Euro. 

AfD: Zurück zur D-Mark?

Wie FDP und CDU/CSU fordert auch die Alternative für Deutschland (AfD) die vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Davon würden auch Anlegerinnen und Anleger profitieren (siehe Abschnitte zu FDP und CDU/CSU).

Die AfD sieht im Kapitalmarkt zudem eine Schlüsselressource zur Stabilisierung des Rentensystems. Sie schlägt vor, die private Altersvorsorge, etwa durch Aktien und ETFs, stärker steuerlich zu fördern. Die bereits bestehenden Vorsorgeförderungen - das sind derzeit vor allem Riester und Rürup-Renten - sollen abgelöst werden.

Und dann ist da noch eine Besonderheit: Die Partei plädiert nämlich als einzige der derzeit in Fraktionsstärke im Bundestag vertretenen Parteien für den Austritt Deutschlands aus dem Euro-System. Stattdessen fordert sie die Wiedereinführung einer nationalen Währung, möglicherweise gekoppelt mit dem Euro als "Parallelwährung".

Eine solche Maßnahme dürften indirekt auch Anlegerinnen und Anleger zu spüren bekommen: Das damit verbundene Auseinander-Brechen der Währungsunion würde sicher erhebliche Turbulenzen an den Kapitalmärkten verursachen.

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