Dax mit neuem Allzeithoch - Rally bei Rüstung geht immer weiter

Der Beschluss eines historischen Finanzpakets in Deutschland hat dem Dax am Dienstag zu einem erneuten Rekordhoch verholfen. Im Handel am Vormittag kletterte der Dax bis auf 23.476 Punkte und damit höher als je zuvor.
Im weiteren Handel gab der Leitindex des deutschen Aktienmarkts einen Teil der Gewinne ab, schloss aber dennoch deutlich fester bei 23.380 Punkten - ein Plus von 0,98 Prozent. Auf Jahressicht summieren sich die Gewinne in der Spitze nun auf rund 18 Prozent.
Noch stärker gefragt waren weiterhin die Werte aus der zweiten und dritten deutschen Börsenreihe: Während der MDax mit den mittelgroßen deutschen Unternehmen um 1,52 Prozent auf 29.961 Zähler zulegte, wies der SDax mit einem Anstieg um 2,9 Prozent den größten Schwung auf. Der Kleinwerte-Index nähert sich allmählich seinem 2021 aufgestellten Rekord.
Bei der Abstimmung im Bundestag war eine Zweidrittelmehrheit nötig, die Union, SPD und Grüne im alten Bundestag schließlich auch erreichten. In Erwartung der drastisch erhöhten Staatsausgaben wird die konjunkturelle Zuversicht der Anleger größer. Dies zeigte sich auch an den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten, die im ZEW-Index gemessen werden. Diese hellten sich erneut kräftig auf.
Rüstungsaktien mit neuen Rekorden
"Die potenziellen Koalitionspartner zünden mit ihren geplanten großvolumigen Staatsausgaben die Konjunkturrakete", urteilte Thomas Gitzel von der VP Bank mit Blick auf den ZEW-Index. Der "Merz-Turbo" bringe die deutsche Wirtschaft "auf die Überholspur". Laut der Helaba sorgt die US-Zollpolitik zwar für Verunsicherung, das schuldenfinanzierte Konjunkturprogramm wiege derzeit aber schwerer.
Aktienseitig blieben die zuletzt schon von dem Milliardenpaket angetriebenen Werte aus den Rüstungs- und Infrastrukturbereichen im Mittelpunkt - auch deshalb, weil Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) noch für diese Woche eine Freigabe aufgestockter Ukraine-Hilfen in Aussicht stellte. Den einschlägigen Rüstungsaktien Rheinmetall, Hensoldt und Renk gelangen erneute Rekorde.
Anleger erweiterten zuletzt aber schon den Kreis um weitere Profiteure. SFC Energy zum Beispiel setzten ihren Vortagskurssprung fort und gewannen sieben Prozent hinzu. Zum besten SDax-Wert avancierten Deutz mit einem Kurssprung um über 21 Prozent. Sie profitierten dabei von der Idee, mit ihren Motoren auch etwas abzubekommen.
Thyssenkrupp-Aktie erstmals seit Jahren mehr als zehn Euro wert
Inspiriert wurden die Deutz-Anleger wohl vom österreichischen Motorenbauer Steyr Motors, dessen Aktien einen steilen Kursanstieg hinter sich haben. Beim Steyr-Großaktionär Mutares setzten allerdings Gewinnmitnahmen ein, denn der Kurs sackte hier mit vier Prozent ins Minus. Auch beim SDax-Wert Alzchem wurde Kasse gemacht, wie ein Abschlag um 6,2 zeigt.
Die Aktien von Thyssenkrupp blieben dagegen als vermutlicher Profiteur des Rüstungsbooms begehrt. Mit einem Kurssprung um 12,6 Prozent wurden sie erstmals seit drei Jahren wieder über zehn Euro gehandelt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Kreise berichtete, winkt der Sparte Marine Systems (TKMS) ein milliardenschwerer Fregatten-Großauftrag aus Deutschland.
Die Zuversicht der Anleger zeigte sich generell bei konjunkturabhängigen Branchen. Investoren setzten in der Breite auch auf zyklische Titel aus den Bereichen Automobilbau, Technologie und Banken. Schwäche zeigten dagegen weiterhin Immobilienwerte, die seit geraumer Zeit wieder unter Zinssorgen im Zuge der höheren Schuldenaufnahme leiden.
Im Zuge der Zahlenvorlage enttäuschte Springer Nature seine Aktionäre mit einem verhaltenen Ausblick. Die Titel des wissenschaftlichen Verlags sackten im SDax auf ein Rekordtief ab. Mit minus 5,5 Prozent rutschten sie auch deutlich unter ihren Ausgabepreis beim Börsengang im Herbst.
Der Euro wiederum profitierte nicht lange von den geplanten Milliardenausgaben in Deutschland. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,0903 US-Dollar. Er bewegte sich so auf dem Niveau aus dem frühen Handel. Am Morgen war der Euro noch bis auf 1,0955 Dollar gestiegen und hatte so den höchsten Stand seit Oktober erreicht. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0918 (Montag: 1,0903) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9159 (0,9171) Euro.
(mit Material von dpa-AFX)