Unterhalb dieser Zone bleibt der Nasdaq 100 anfällig für weitere Rücksetzer
Nach einer sehr schwachen Eröffnung meldeten sich gestern die Käufer zurück. Wie geht es weiter bei den US-Techwerten?

Die Unsicherheit in Bezug auf den so genannten "Liberation Day" morgen und dem in zwei Wochen anstehenden "Tax Day" in den USA sorgten am Freitag und in der ersten Handelshälfte am Montag erneut für kräftige Verkäufe bei den US-Technologietiteln. Der Nasdaq-100-Index fiel zeitweise unter 19.000 Punkte auf ein neues Jahrestief.
"Tax Day" und "Liberation Day" als Unsicherheitsfaktoren
Der Tax Day in den USA fällt normalerweise auf den 15. April, es sei denn, dieser Tag ist ein Wochenende oder Feiertag – dann wird die Frist verschoben. An diesem Tag müssen Einzelpersonen und Unternehmen ihre Steuererklärungen einreichen und fällige Steuerzahlungen leisten.
Der Aktienmarkt kann in den Wochen vor dem Tax Day überdurchschnittlich volatil sein. Viele Anleger verkaufen Vermögenswerte, um ihre Steuerrechnungen zu begleichen, was kurzfristig Druck auf den Markt ausüben kann. Zudem fließt durch hohe Steuerzahlungen Kapital aus dem Finanzsystem ab, was die Liquidität verringert.
Die Ankündigung der Strafzölle durch die Trump-Regierung für den morgigen Mittwoch und über den Erwartungen ausgefallene US-Inflationsdaten am Freitagnachmittag sorgten zusätzlich für ordentlich Unsicherheit zum Quartalsende.
Nasdaq 100 hält sich an den Fahrplan
Für onvista Plus-Abonnenten war der jüngste Rücksetzer allerdings keine große Überraschung. In meiner jüngsten onvista Plus-Einschätzung zum Nasdaq 100 vom 11. März (Pfeil türkis) hatte ich zunächst eine Zwischenerholung prognostiziert:
Fakt ist aber auch: Ein mehr als zwei Jahre andauernder Bullenmarkt wird nicht in nur vier Wochen korrigiert. Die jüngsten Rücksetzer im Nasdaq 100 dürften zunächst erneut einige Schnäppchenjäger in den Markt locken und könnten für eine Erholung in den Bereich 20.000/500 Punkte sorgen.

Die Zwischenerholung dauerte gut zwei Wochen und lief in den avisierten Zielbereich auf der Oberseite. Im Anschluss übernahmen fahrplanmäßig die Verkäufer wieder das Kommando. In der Betrachtung vom 11. März hieß es dazu:
Ausgehend von diesem Bereich (20.000/500 Punkte) wäre dann allerdings noch einmal mit größerem Verkaufsinteresse und einer neuen Verkaufswelle zu rechnen. Der Bereich um 17.500 bis 18.000 Punkte dürfte in den kommenden Wochen und Monaten im Rahmen der aktuell laufenden Korrektur des vorherigen Bullenmarktes angesteuert werden. Ein Rücksetzer in diesen Bereich wäre in Anbetracht der vorangegangenen Kursverdopplung in den beiden Jahren zuvor keine große Überraschung.
Seit dem Vorwochenhoch um 20.285 Punkte gab der Nasdaq 100 in den vergangenen Handelstagen zwischenzeitlich knapp 1.500 Punkte nach. Die prognostizierte Verkaufswelle ist somit angelaufen. Wie geht es nun weiter aus charttechnischer Sicht?
Abwärtsgap geschlossen
Der Index startete gestern mit einem Abwärtsgap in den Handel und kollabierte im Anschluss kurzzeitig bis auf 18.800 Punkte. Im Anschluss übernahmen die Käufer zunächst wieder das Kommando und die Lücke (Gap) wurde wieder geschlossen.
Ein Abwärtsgap (engl. down gap) in der Chartanalyse entsteht, wenn der Eröffnungskurs einer Handelsperiode deutlich unter dem Schlusskurs der vorherigen Periode liegt, ohne dass dazwischen Handel stattfindet. Dies deutet oft auf starke Verkaufsdynamik, negative Nachrichten oder Marktunsicherheit hin.

Der gestrige Tagesschlusskurs lag im Bereich um 19.280 Punkte und korrespondierte mit dem Niveau des Freitagsschlusskurses. So lange diese Zone nicht nachhaltig überwunden werden kann, bleibt - trotz der kräftigen Intraday-Erholung gestern - der Weg des geringsten Widerstands kurzfristig weiter südwärts. Kurse unterhalb des gestrigen Tagestiefs um 18.800 Punkte würden diese Einschätzung bestätigen und sollten den Abverkauf kurzfristig noch einmal beschleunigen.
Kann sich der Nasdaq 100 heute allerdings oberhalb von 19.300 Punkten etablieren, wäre eine größere Zwischenerholung einzuplanen.