Trumps Zölle reißen Dax ins Minus - Adidas verliert über 11 Prozent

Die Ankündigung unerwartet hoher Zölle durch US-Präsident Donald Trump hat den Märkten einen der verlustreichsten Tage des Jahres eingebrockt. Der deutsche Leitindex Dax rutschte um 3,01 Prozent auf 21.717 Punkte ab.
Damit verbucht das Kursbarometer den zweitschwächsten Tag des Jahres. Schon Anfang März brach der Dax an einem Tag um über 3,5 Prozent ein. Nichtsdestotrotz ist das einer der verlustreichsten Tage der vergangenen Jahre. Immerhin: Das Plus auf Jahressicht beläuft sich noch auf gut neun Prozent.
Herbe Verluste musste auch der Mittelwerte-Index MDax hinnehmen, der letztlich 2,25 Prozent auf 26.874 Zähler verlor. Der Euro Stoxx 50 als Leitindex der Eurozone brach um 3,5 Prozent ein. Bis zum Handelsschluss in Deutschland rutschten die Kurse an der Wall Street unterdessen immer weiter ab. Auch hier zeichnet sich einer der schlechtesten Tage seit Jahren ab.
USA verhängen gravierende Zölle auf viele Importe
Die Vereinigten Staaten belegen ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Zudem kündigte die US-Regierung einen komplexen Mechanismus wechselseitiger Zölle an, der für viele Länder höhere Abgaben vorsieht. Für die Europäische Union heißt das, dass Exporte ihrer Mitgliedsländer in die Vereinigten Staaten ab kommender Woche mit einem Zoll von 20 Prozent belegt werden.
Die von Trump verhängten Zölle seien schädlich und riskant, die USA verließen damit die multilaterale Handelsordnung, sagte Jan Viebig, Chef-Anlagestratege bei der Investmentbank Oddo BHF. Trump gehe das Risiko eines Handelskriegs mit den wichtigsten Handelspartnern der USA ein und beschwöre aufgrund der Höhe der beschlossenen Zölle Risiken für die Weltwirtschaft herauf.
Sportartikelkonzerne mit zweistelligen Verlusten
Unter Druck gerieten am Donnerstag so ziemlich alle Branchen. Schwer traf es Banken aufgrund gesunkener Marktzinsen. Deutsche Bank verloren etwa sieben Prozent. Rohstoff-, Industrie-, Auto- und Techwerte sackten ebenfalls ab. Pharma-Aktien legten indes teilweise zu, weil Zölle für diese Branche vorübergehend nicht gelten sollen.
Die Aktien von Sportartikelherstellern wie Adidas und Puma brachen prozentual teils zweistellig ein, weil für sie der südostasiatische Raum ein wichtiger Produktionsstandort ist und Trump Länder aus dieser Region mit besonders hohen Zöllen überzieht. Mit einem Minus von über elf Prozent war Adidas der mit Abstand größte Verlierer im Leitindex Dax.
Siemens übernimmt den Anbieter von Forschungs- und Entwicklungssoftware im Bereich Life Sciences, Dotmatics. Der Kaufpreis liege bei 5,1 Milliarden US-Dollar. Die Übernahme sei sinnvoll, aber nicht billig, hieß es dazu von den Analysten der kanadischen Bank RBC. Die Siemens-Aktien fielen um 8,4 Prozent. Laut Siemens-Finanzchef Ralf Thomas wird die Finanzierung der Übernahme "in erster Linie durch den Verkauf von Anteilen an börsennotierten Unternehmen, einschließlich Siemens Healthineers, erfolgen". Die Healthineers-Papiere büßten wie jene von Siemens Energy rund sechs Prozent ein.
Trotz der allgemein panischen Stimmung an den Märkten gab es einige Gewinner. Immobilienwerte zählten bei fallenden Marktzinsen zu den Profiteuren am Donnerstag. Vonovia verteuerten sich im Dax um rund sieben Prozent. Im MDax lagen TAG, Deutsche Wohnen, Aroundtown und LEG auf den vorderen Plätzen mit Aufschlägen von 3,8 bis 7,4 Prozent.Die Titel des Immobilienfinanzierers Hypoport führten den Nebenwerteindex SDax mit plus 7,3 Prozent an.
Euro mit starkem Zugewinn
So gut wie alle Devisen legten gegenüber dem Dollar zu, so auch der Euro. Am Nachmittag stieg die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1145 US-Dollar. Dies ist der höchste Stand seit sechs Monaten. Vor der Pressekonferenz von US-Präsident Donald Trump mit der Ankündigung von weitreichenden Zöllen am Mittwochabend hatte der Euro nur 1,0850 Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,1097 (Mittwoch: 1,0803) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9114 (0,9256) Euro.
Unerwartet schwach zeigte sich indessen Gold. In den Vorwochen hatte der Preis des Edelmetalls pro Feinunze (31,1 Gramm) immer neue Bestmarken erreicht. Gold gilt als Krisenwährung und Inflationsschutz, und wird daher in volatilen Marktphasen gekauft.
Am Donnerstag aber belasteten Gewinnmitnahmen den "sicheren Hafen" Gold ebenso wie Aktien. Der Unzenpreis fiel um 1,65 Prozent auf 3.110 US-Dollar. In Euro gerechnet belief sich das Minus auf rund drei Prozent.
(mit Material von dpa-AFX)