Qiagen legt Aktien zusammen: Die wichtigsten Antworten für Aktionäre
Der Dax-Konzern hat mittels eines synthetischen Aktienrückkaufs Geld an Aktionäre ausgeschüttet und Aktien zusammengelegt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.
Der im Dax notierte Biotechnologie-Konzern Qiagen hat Anfang des Jahres einen synthetischen Aktienrückkauf angekündigt und die Maßnahme Ende Januar umgesetzt. Im Zuge dessen hat die Aktie unter anderem eine neue ISIN erhalten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.
Was ist ein synthetischer Aktienrückkauf?
Bei einem normalen Aktienrückkauf setzt ein Unternehmen vorhandenes Bargeld ein, um über die Börse eigene Aktien zurückzukaufen. Die so gekauften Aktien werden in der Regel anschließend eingezogen, sodass sich die Anzahl der ausstehenden Aktien reduziert. Dadurch verteilt sich etwa der Gewinn zukünftig auf weniger Aktien; das soll den Kurs der einzelnen Aktie stützen.
Im Gegensatz dazu kauft ein Unternehmen bei einem synthetischen Aktienrückkauf keine Aktien am Markt zurück. Stattdessen zieht es die Aktien, die das Unternehmen zurückkaufen möchte, direkt ein. Qiagen etwa hat sich dafür entschieden, bis zu 300 Millionen Dollar in das Rückkaufprogramm zu investieren und dafür 6,9 Millionen Aktien einzuziehen. Der Rückkauf erfolgt also zu einem rechnerischen Kurs von etwa 43,50 Dollar je Aktie.
Um nun den Rückkauf auszuführen, werden im ersten Schritt Aktien zusammengelegt. Dadurch reduziert sich die Zahl der ausstehenden Anteilsscheine. Im zweiten Schritt bekommen Aktionäre eine Barauszahlung. Sie bekommen also tatsächlich Geld ausbezahlt - ein wesentlicher Unterschied zum normalen Aktienrückkauf.
Was passiert mit meiner Qiagen-Aktie?
Um die avisierten 6,9 Millionen Aktien einzuziehen, werden 25 alte Qiagen-Aktien zu 24,25 neuen zusammengelegt. Dadurch verringert sich die Zahl der ausstehenden Qiagen-Aktien von 231 auf 224 Millionen, also um 6,9 Millionen. Für jede alte Aktie erhalten Aktionäre anschließend eine Barauszahlung von 1,28 Dollar. Bei 231 Millionen alten Aktien entspricht das einer Ausschüttungssumme von 295 Millionen Dollar; wie vom Unternehmen geplant.
Bei vielen Aktionären hat die Aktienzusammenlegung zu Bruchstücken im Depot geführt. Wer beispielsweise vor der Zusammenlegung 50 Stück hielt, hatte danach rechnerisch 48,5. Die halbe Aktie wird dann automatisch verkauft und der Erlös dem Verrechnungskonto gutgeschrieben. Zusätzlich zur Barauszahlung der Dividende haben also viele Qiagen-Aktionäre in den vergangenen Tagen Verkaufserlöse gutgeschrieben bekommen.
Die alten Qiagen-Aktien (ISIN: NL0012169213) sind zudem seit dem 29. Januar nicht mehr handelbar. Stattdessen gibt es nach der Zusammenlegung neue Aktien, die die ISIN NL0015001WM6 tragen.
Was soll das Ganze?
Das Unternehmen begründet die eher ungewöhnliche Variante des Aktienrückkaufs mit der höheren Effizienz. Anders als bei normalen Aktienrückkaufprogrammen, die oft über lange Zeiträume bis hin zu Jahren laufen, lässt sich der synthetische Rückkauf, wenn er einmal beschlossen ist, binnen weniger Wochen umsetzen. Das Unternehmen kann zudem sehr genau planen, wie viele Aktien es einziehen will. Das ist bei normalen Aktienrückkäufen nicht möglich, da sich der Kurs erheblich verändern kann, solange das Programm läuft, der investierbare Betrag aber in der Regel fixiert ist.
Für Aktionäre ergibt sich der Vorteil, dass sie tatsächlich Geld in der Tasche haben, ohne Aktien verkaufen zu müssen. Besonders charmant: Die Barauszahlung bleibt steuerfrei. Denn bei Qiagen kommt das Geld aus der Kapitalrücklage; wurde also ursprünglich auch von Aktionären eingezahlt und ist nicht durch Gewinne im operativen Geschäft entstanden. Dieses Zurückgeben von Einlagen an die Anteilseigner ist immer steuerfrei.
Anders sieht es nur beim Verkauf von Bruchstücken im Zuge des synthetischen Rückkaufs aus: Erzielen Aktionäre dadurch Kursgewinne, fallen 25 Prozent Kapitalertragssteuer plus Soli an. Da es aber jeweils nur um Bruchstücke einer Aktie geht, die rund 45 Dollar kostet, werden die Beträge überschaubar bleiben.