Mit eingerechneten Krypto-Verlusten sähe Teslas Quartalsbilanz noch trüber aus
Tesla hat enttäuschende Zahlen zum ersten Quartal geliefert. Die Bilanzierungsmethoden des Konzerns lassen den Gewinn dabei sogar noch besser aussehen, als er ist.

Im ersten Quartal hat der Elektroauto-Hersteller Tesla die Erwartungen des Marktes meilenweit verfehlt. Statt eines Gewinns von 39 US-Cent je Aktie verkündete Tesla nur 27 US-Cent Gewinn.
Das aber ist die adjustierte Zahl. Der tatsächliche Gewinn nach gängigen Bilanzierungsstandards liegt sogar nur bei zwölf US-Cent je Aktie. Weil Tesla Verluste mit Kryptowährungen aus dem adjustierten Gewinn streicht, fällt diese Metrik doppelt so gut aus wie der nicht-adjustierte Gewinn, wie Bloomberg anmerkt.
Es ist nicht unüblich, und natürlich auch erlaubt, dass Konzerne eigene Erfolgsmetriken nutzen, um Anlegern die Performance im Kerngeschäft besser zu veranschaulichen. Das ist auch bei Tesla nicht anders. In den Quartals- und Jahresberichten wird diese Kennzahl als adjustierter oder „Non-GAAP“-Gewinn gekennzeichnet.
GAAP steht für “Generally Accepted Accounting Principles”, die allgemein anerkannten Grundsätze der Rechnungslegung in den USA. Diesen Standard müssen gelistete Unternehmen in den USA erfüllen, so sieht es die Börsenaufsicht SEC vor. International wird indes üblicherweise der Standard IFRS genutzt.
Teslas GAAP-Gewinn im Auftaktquartal lag bei nur 409 Millionen US-Dollar, ein Rückgang von 71 Prozent zum Vorjahr. Der adjustierte Gewinn wiederum lag mit 934 Millionen Dollar nicht nur doppelt so hoch, sondern fiel nur 39 Prozent zum Vorjahr.
Tesla erläutert Gewinnbereinigung ganz zum Schluss
Wer wissen will, wie sich diese doch deutliche Diskrepanz ergibt, muss im Quartalsbericht die letzten Seiten lesen. Dort schlüsselt Tesla auf, wie sich die Zahlen berechnen. Einerseits lässt Tesla beim adjustierten Gewinn die aktienbasierte Bezahlung außen vor – das kostete Tesla nach Steuern 428 Millionen Dollar.
Daneben fallen im adjustierten Gewinn auch Profite und Verluste mit den Krypto-Reserven des Konzerns weg. Voriges Quartal verkündete Tesla hier noch einen Gewinn von 270 Millionen Dollar, im gerade abgelaufenen Quartal aber fielen hier 97 Millionen Dollar Verlust an.
An sich wäre das nicht tragisch – wäre Tesla hier konsistent. Laut Bloomberg hat der Konzern im Schlussquartal 2024 einen Buchgewinn von 600 Millionen US-Dollar bei Kryptowährungen noch bei den adjustierten Gewinnen ausgewiesen. Diesen Zugewinn wies der Konzern sogar direkt auf der ersten Seite der Zahlenpräsentation aus.
Nun hat sich Tesla entschieden, die negative Entwicklung bei den Krypto-Reserven aus den adjustierten Gewinnen zu streichen. Spannend wird nun, wie Tesla mit diesen Gewinnen, oder eben Verlusten, in den folgenden Quartalen umgeht.
Tesla sollte Konsistenz zeigen
„Wenn sie diese Gewinnbereinigung plötzlich ändern, wenn Bitcoin im Kurs zulegt, wäre das ein Alarmsignal“, erklärte die Bilanzierungsanalystin Olga Usvyatsky gegenüber Bloomberg.
Korrekt wäre, sich bei den Krypto-Reserven nach den im Dezember 2023 festgezurrten Regeln des Normenverbands FASB zu halten. Krypto-Reserven müssen demnach zum fairen Wert, das heißt dem Marktwert, bilanziert werden. Aufgrund der hohen Volatilität der Kryptowährungen ergeben sich also schnell mal starke Gewinne, oder eben horrende Verluste.
Klar ist, dass ein Konzern wie Tesla nur schwerlich fundamental bewertet werden kann. Das hat sich in der Vergangenheit wieder und wieder gezeigt. Nichtsdestotrotz sollten sorgfältige Anleger sich nicht von adjustierten Kennziffern ablenken lassen, sondern die standardisierten Metriken heranziehen, um sich ein ungetrübtes Bild über das Geschäft eines Unternehmens zu bilden.
Hinweis: Der Autor ist in folgenden Instrumenten short investiert: Tesla