Sind Online-Broker eine gute Alternative zur Bank?
Ratgeber

Sind Online-Broker eine gute Alternative zur Bank?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Brokermarkt ist in Bewegung: Neobroker locken mit niedrigen Kosten und einfacher Bedienung
  • Alle Broker profitieren, wenn du viel über sie handelst. Deswegen sind deine Interessen nicht zwangsläufig die deines Brokers
  • einige Broker integrieren Funktionen sozialer Netzwerke in ihre Angebote, um dich enger an die Plattformen zu binden
  • In dieser Serie geben wir dir einen Überblick über die Entwicklung am Brokermarkt und stellen dir fünf Broker im Detail vor

Die Deutschen sparen, aber investieren kaum

Deutschland ist bekanntermaßen das Land der Sparer, nicht der Anleger. Das zeigt auch die „So investiert Deutschland“-Studie der Commerzbank aus dem Frühjahr 2024. Demnach sparen in Deutschland zwar 70 Prozent der Menschen, aber nur ein Viertel verfolgt eine konkrete Anlagestrategie.

Lediglich 19 Prozent der befragten Sparer nutzen das Wertpapiersparen. 31 Prozent der Befragten geben an, dass sie keine Kenntnisse über Aktien als mögliches Anlageprodukt haben. 33 Prozent sagen dasselbe über Fonds, 50 Prozent über ETFs/ETCs. Frauen fühlen sich insgesamt weniger vertraut mit allen Produkten als Männer.  

So lassen die Deutschen regelmäßig Geld liegen, das sie – richtig angelegt – im Alter vielleicht vor der Armut bewahren könnte. Das Rendite-Dreieck des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt: Eine monatliche Geldanlage in den globalen Aktienindex MSCI World von Ende 2003 bis Ende 2023 erbrachte eine durchschnittliche jährliche Rendite von 10,3 Prozent (Chart unten).

So viel Geld lassen Sparer liegen, wenn sie die Börse meiden. Zugleich fehlt damit Unternehmen das Kapital von Investoren, um weiteres Wachstum zu finanzieren.

Um das nicht investierte Geld bemühen sich seit einigen Jahren Online-Broker. Sie locken mit besonders günstigen Wertpapierdepots, einer einfachen Einrichtung des Depots, schicken Apps und günstigen Preisen. Die neuen Broker treffen auf Online-Ableger etablierten Banken wie comdirect von der Commerzbank oder BNP-Paribas-Tochter Consorsbank. Alle haben Aktien- und ETF-Sparpläne im Programm, viele auch festverzinsliche Anleihen und Kryptowährungen.

Die Angebote unterscheiden sich vor allem in Kosten, Anzahl der Produkte und gebotenen Zinsen voneinander. Wir vergleichen und stellen ausgewählte Broker im Detail vor. Die wichtigsten Daten haben wir dir in dieser Tabelle zusammengefasst:

Hinweis: Für Neukunden bieten die Broker wechselnde Rabatte an, die mehrere Jahre laufen können. Quelle: Broker, eigene Recherche; Stand: Oktober 2024

Trade Republic und Co. mischen den Broker-Markt auf

Zu den etablierten Brokern und Banken gesellen sich ungefähr seit 2019 Start-Ups, die den Aktienhandel möglichst attraktiv und einfach für junge Menschen gestalten wollen: sogenannte Neobroker.

Alle Broker-Portraits im Überblick

Die meisten bieten Sparpläne an, über die du jeden Monat eine bestimmte Summe investieren kannst. Meist ist das schon mit einer geringen monatlichen Investition möglich. Markenzeichen ist oft auch eine bedienerfreundliche App mit wenigen wichtigen Funktionen – und der Handel fast zum Nulltarif. 

Neobroker profitieren, wenn du viel handelst

Natürlich sei nichts umsonst, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW. Auch wenn die meisten Anbieter auf Depotführungsgebühren verzichten, zahlst du in der Regel die Orderkosten als Transaktionsgebühren beim Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

Gebühren für Broker und Börsenplatzgebühren kommen dazu. Zusätzlich verlangen manche Broker auch Gebühren für die Ein- oder Auszahlung, zum Beispiel eToro, manchmal sind auch hohe Handelsplatzentgelte fällig, unter anderem bei Flatex, Consorsbank und comdirect.

Neobroker leiten Aufträge entweder direkt an einen sogenannten Market Maker (Definition siehe unten) weiter oder zunächst an einen Handelsplatz, also eine Börse.

Market Maker bereiten den Markt auf, stellen also sicher, dass Käufer und Verkäufer immer einen Handelspartner finden. Im Falle eines Ungleichgewichts kaufen und verkaufen sie selbst und bringen so Liquidität in den Markt. Dabei tragen sie das Marktrisiko. Sie verdienen Geld hauptsächlich durch den Bid-Ask-Spread. Wenn der Market Maker ein Finanzinstrument zu einem niedrigeren Preis kauft (Bid) und zu einem höheren Preis verkauft (Ask), verdient er die Differenz zwischen diesen beiden Preisen. 

Einen Teil ihrer Marge reichen Market Maker in der Regel als Rückvergütung an die Neobroker weiter, damit sie weiterhin möglichst viele Kundenaufträge von dort erhalten. Onlinebroker bekommen also Provisionen. 

Das bedeutet aber auch, dass es einen Interessenskonflikt gibt: Broker profitieren davon, wenn du viel handelst. Das aber ist nicht immer in deinem Interesse, warnt die Verbraucherzentrale NRW. „Anlegerinnen und Anleger sollten sich von den Werbeversprechen der Neobroker nicht blenden lassen“, rät auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Umgang mit Neobrokern.

Smartphone-Broker ermöglichen Handel überall und jederzeit

Onlinebroker und Neobroker wollen Zielgruppen ansprechen, die bislang noch kein oder nur wenig Geld angelegt hatten. Die „Demokratisierung des Marktzugangs“ ist erklärte Mission. Deswegen wird als weiterer Pluspunkt der Onlinebroker vermarktet, dass es mit nur wenigen Klicks zum Wertpapierdepot geht.

Die Bedienung soll von unterwegs und jederzeit, auch unabhängig von Handelszeiten, möglich sein. Das ist schick und bequem. Die einfache Bedienung und ständige Verfügbarkeit verführe womöglich aber auch zu einem Zocken mit Aktien, so Verbraucherschützer Scherfling.

Neuer Trend: Broker wollen soziale Netzwerke imitieren

Online-Broker passen sich besonders behände an neue Entwicklungen an, sei es beim Konsumentenverhalten oder am Markt. Ein Beispiel: Nachdem in Zeiten höherer Inflation und steigender Zinsen auch festverzinsliche Angebote wieder attraktiv wurden, haben viele ihr Angebot nachgebessert und damit begonnen, Zinsen auf nicht investiertes Geld zu zahlen, das bei ihnen auf einem Wertpapier-Verrechnungskonto liegt. 

Ein weiterer Trend ist der Einsatz künstlicher Intelligenz. Sogenannte Robo-Advisor übernehmen dabei für Anleger Investmententscheidungen. Oft musst du nur Zeithorizont, Einkommen und Risikopräferenz angeben, danach übernimmt der Algorithmus. Automatisierte Anlageplattformen, die auf diesen Algorithmen basieren, werden beliebter, da sie Anlegern helfen, ihre Portfolios zu diversifizieren. 

Immer mehr Anlageplattformen wollen ihrem Portfolio zudem Funktionen sozialer Netzwerke hinzufügen, da soziale Interaktion das Teilen von Handelsideen ermöglicht. Als Anleger kannst du dich dann also mit anderen austauschen, Strategien teilen und sogar Händlern folgen.

eToro ermöglicht es beispielsweise, dich mit anderen Anlegern zu vernetzen, deine Handelsaktivitäten zu teilen und Strategien zu diskutieren. Profihändler können sich dazu Profilseiten anlegen und Follower sammeln. In Diskussionsforen gibt es dann die Möglichkeit, ihre Handelsaktivitäten zu kopieren oder zu imitieren. Oft geht es den Anbietern bei solchen Zusatzfunktionen zum Handel darum, dich länger auf der Plattform zu halten – und am Ende mehr Transaktionen zu erzeugen.

Vorbild sind wie so oft die USA. Der US-Neobroker Robinhood wurde 2013 gegründet und gilt als Vorreiter im Feld mobiler Handels-Plattformen. Der „Robinhood Feed“ ermöglicht es Nutzern, in Echtzeit zu sehen, welche Aktien andere Nutzer kaufen oder verkaufen. Diese Funktion fördert in gewisser Form die soziale Interaktion und ermöglicht es Nutzern, sich gegenseitig zu beobachten und von den Handelsaktivitäten anderer inspirieren zu lassen. 

Die Neobroker machen es Privatanlegern einfach wie nie, Wertpapiere schnell und eigenständig zu handeln. Bei allen Vorteilen birgt das auch Risiken. Einen Imageschaden erhielt die Branche, insbesondere auch Robinhood, etwa durch die Gamestop-Saga 21.

Im Zentrum standen damals Aktien des Videospielhändlers Gamestop. Sogenannte Short Seller hatten auf einen Kursverlust gewettet, Privatanleger hielten dagegen. Sie verabredeten sich auf der Plattform Reddit und kauften so lange Aktien von Gamestop, bis der Preis der Aktie stark anstieg.

Möglich war das auch, weil Privatanleger über Neobroker die Aktie schnell und unkompliziert traden konnten. Was zunächst wie ein Sieg des kleinen Mannes gegen große Hedgefonds aussah, dürften viele Anleger jedoch mit persönlichen finanziellen Verlusten bezahlt haben. Innerhalb weniger Tage stürzte der Kurs im Februar 2021 wieder ab und büßte die vorherigen Gewinne ein. 

Das zeigt: Die Neobroker müssen aufpassen, dass sie ihren Vorteil, schnell und günstig zu sein, nicht verspielen. Denn wenn sie unerfahrene Anleger mit Zockermentalität anziehen, die dann ihr Geld verspielen, sorgt das zurecht für negative Schlagzeilen. Finanzielle Bildung bleibt auch trotz technisch einfacher Trades unabdingbar. Oder gerade dann.  

Alle Broker-Portraits in der Übersicht

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